Sophia Mainka

Dialogue with Sophie Schmidt
Text, 2021

Sophie Schmidt (SS), Sophia Mainka (SM)

SS: Brü, wie war dein Umzug nach Lauenburg? Wie schlägt dir der Norden auf die Seele? Die Zeiten sind ungemütlich hier und ich hoffe die Deinigen können nur besser sein. Ich bin stark überlastet und besorgt und finanziell ausgebrannt. Der Alltag in München frisst einen auf. Man müsste hier echt inkognito leben, oder eben wie du im Norden sein. Berichte mir, wie alles ist! Küsse

SM: Ach, es ist ganz wunderbar hier! Du müsstest das sehen. Leider bin ich krank. Mandelentzündung. Fieber. Ich vermisse dich. Mit dir wäre alles noch viel toller. Ich bin raus aus München und habe unendlich viel Zeit. Das Licht ist sehr nordisch, und es ist ewig hell, und die Elbe ist eine Wucht und fließt unter mir. Brust, melde dich doch. Ich liege im Bett, deswegen melde du dich. Aber noch heute! Küsse

SS: Brü, meine Brust. Das hört sich alles so wunderbar an. Heute Nacht im Traum haben wir zusammen geweint aus Freude, weil wir uns wiedergesehen haben. Ich muss jetzt putzen und dann noch Schule und Lesung und melde mich später.

SM: Brü, das Leben im Norden ist eine Wucht, die Nordmenschen sind sehr anders und manchmal, wenn ich zu laut lache, komme ich mir fehl am Platz vor. Die haben so einen Humor, der sich versteckt. Aber meistens bin ich eh allein und dann, Brust, dann versinke ich im nordischen Himmel, der immer nur gelbgrau ist. Auch die Natur ist eine ganz andere. Wenn ich abends im Wald jogiere, kommt er mir so mystisch vor, als wäre er von einer ganz eigenen, anderen Art, er ist ein richtiger Dschungel, und wenn ich dann das Bad in der Elbe nehme und auf die hohen Wipfel schaue, Brust, dann bin ich vom Gefühl her in Kolumbien. Ich sehe direkt Äffchen klettern und fühle mich sehr frei. Auch die Elbe hat eine enorme Wirkung auf mich. Es ist einfach herrlich zu schwimmen, während mit Sand beladene riesige Schiffe an einem vorbei brausen, und ich fühle mich dann sehr weltmännisch. Mir gibt der Wald großen Halt, denn, Brust, so schön meine Wohnung ist, habe ich dort doch auch quälende Gefühle, die mich lähmen und einschüchtern und einpacken in einen Kokon, so dass ich mich fast gar nicht mehr bewegen kann und auch nicht zum Arbeiten komme und zu fast überhaupt gar nichts mehr.

SS: Brü, hier ein Foto von meiner Wasserflasche! Es kommt aus der Lüneburger Heide, also aus deiner neuen Heimat, gut, oder? Schicke mir doch bitte Bilder von der Ostsee und der Elbe, denn ich habe nur dieses Wasser. Ansonsten ereignet sich hier visuell recht wenig. Ach, ich wär’ gern mit dir im Norden, will, dass du mir vorliest und dass der Kaiser Wilhelm über uns wacht.

SM: Gestern haben wir mit Hans eine Kaffeefahrt gemacht, und es war der Wahnsinn. Hier gibt es so viel Heiden wie einst bei Adalbert Stifter, und es wäre perfekt für unsere Gattenehe ohne Gatten, also du und ich und die Heide, vereinigt für alle Zeit! Und stell dir vor: Heute waren wir bei den Hirschen, die stehen hier in Scharen und röhren, denn es ist Brunftzeit. Brust, bald kommst du zu Besuch, und wenn wir uns wieder sehen, strecken wir unsere Köpfe gen Himmel und röhren aus voller Kehle!

SS: Brü! Gerade frühstücke ich das dritte Mal im Speisewagen und habe festgestellt, dass ich 1300 Euro im Minus bin. So mies, aber das musste ich jetzt irgendwie ignorieren und von meinem Bargeld frühstücken gehen. Der Ober hier hat das Wort „Semmel“ nicht verstanden, er hat sich bemüht, aber ist wohl zu nordisch für solcherlei Begriffe. Brü, nun solltest du auch langsam aufstehen, gell, ich bin immerhin auf dem Weg zu dir nach Lauenburg und komme bald an! Jetzt bin ich Celle, und das ist auch enorm und nicht ganz koscher. Ich fühle mich bedrohlich sicher hier. Brü, der Norden bereitet Wunder für uns. Hier sagen sie „moin“ und alles ist anders. Nun bin ich schon auf dem Rückweg. Bin schon wieder im Speisewagen und esse Tomatensuppe. Mein Kopf dröhnt, das ist nicht die Seeluft, das ist das Wissen, dass wir jetzt wieder getrennt sind und ich dich so sehr vermissen werd, unsere gemeinsame Zeit leuchtet in meinen Borsten! Morgen rufe ich bei der Bank an, dann bekommst du deinen Betrag zurück, und ich lass mir auch was überweisen, also den Dispo erhöhen. Ein Stipendium persönlicher Art, weil wir ja so fleißig waren zusammen. Brust, gut dass wir gestern Abend keusch waren und nicht noch ein Kind gezeugt haben, das kann man sich nicht leisten, ein Kind. Ich denke an dich und an die Keun und an das Ostende, das ich schon verlassen muss. Brust, ja, ganz klar, die Keun ist eine Wucht, und Ostende ist der Nabel der Welt. Mit dir würde ich aber auch an ganz andere Orte ins Exil reisen! Gut, dass wir so effizient sind gemeinsam, das finde ich sehr beruhigend, und ich hoffe, wir wohnen nächstes Jahr gemeinsam in der Villa Lena. Das wäre dann unser südliches Exil. Brust, dein Besuch war so schön und golden und die Zimmerdecke drückt, nun, wo du weg bist, wieder auf mein Gemüt, und ich ersehne die Zeit, in der wir uns wieder sehen. Dann sind wir vielleicht Karpfen in Weßling oder Brunnen in Gröbenzell und werden nie wieder getrennt.

SS: Schickst du mir noch die Romantikfotos von uns? Ich hatte heute einen erotischen Traum von dir: Du hast mich nackt nach Weßling geritten.

SM: Oh Brust, das ist ja wirklich wundervoll! Aber im tiefsten Herzen bleiben wir keusch und fromm, gell? Ach, ich hätte auch gerne einen Erotiktraum von dir.

SS: Brüüüü, der Rhein, in Köln!

SM: Brü, der schiere Wahnsinn! Ach Brust, fährst du nach Holland, oder? Dann sind wir im Norden vereint, und wenn wir auch in anderen Ländern sitzen, so spüre ich schon jetzt wie meine Borste kitzelt und lauter Unfug macht. Streichle den Rhein von mir!

SS: Ach Holli Holli Holli! Es ist schon eine andere Welt. Wir sind von Düsseldorf nach Maastricht gedüst und sind jetzt beim Franzosen! Sehr schön ist es hier, ich werde direkt melancholisch. Leider habe ich nun wieder Kopfweh, und bin physisch demoliert. Psychisch nicht, das ist doch schon mal was!

SM: Brüli, ich bin im Zug nach Wien und arbeite. Ach, Zugfahren ist einfach eine Wohltat für die Seele, wenn man so effizient arbeiten kann und schlafen und lesen. Nun durchfahre ich endlich Bayern, und der Wald um mich herum ist so grün und moosig, dass mir ganz weich wird ums Herz und ich die Schwammerln schon riechen kann, und der Schaffner spricht ein ganz phänomenales bayerisches Englisch, und der Himmel ist endlich wieder weißblau statt grau-orange. Wenn man nur hier leben könnte! Ich würde am liebsten sofort aussteigen, muss aber weiterfahren, immerhin nach Wien! Brust und noch kurz zu deiner Email: Ich finde die Mail gut und du solltest sie unbedingt rausschicken. Nur hast du ein paar Fehler: da steht zweimal Mathias Mühling und auch sonst noch ein falsches Wort. Ich korrigiere dir alles und schicke es dir dann.

SS: Brust, du Wahnsinnsfrau, du Prachtbrunnen im Wörlpool-Paradies. Das ist irre toll, was du da fabriziert hast. Vielen, vielen Dank für die Korrekturen! Ach Brust ich wäre heute auch gerne einen ganzen Tag im ICE. Ich liebe das Reisen so sehr. Es ist das Schönste. Mit Latte Macchiato und der gesamten Effektivität, die man hat.

SM: Brunner, mein Brunner, wie geht es deinem Wasserstand? Ich sitze im Speisewagen und bin ganz glücklich. Ich habe trotz München irgendwie neue Energie getankt und freue mich gerade, dass es so viel zu tun gibt. Zugfahren ist doch das Beste, und ich trage einen sehr gemütlichen Pulli! Brust, heute Abend gibt es eine Beachparty an meinem Brunnen. Ich glaube, das wird etwas geschmacklos und vielleicht auch kitschig und obszön. Aber ich freue mich, dass mal wieder was los ist! Was macht dein Brunnen?

SS: Mein Brunnen ist trocken. Mein Wesen dürstet. Ich hatte wieder eine miese Panikattacke. Ich muss mich aufs Sitzen konzentrieren, der Hut schirmt mich ab. Bin extrem überflutet vom Reisen, und Köln war sehr schlimm. Ich melde mich, wenn die Luft stiller wird.

SM: Brüüüüü, oje, wie kommt das nur dauernd? Auch ich bin heute durch alle Stimmungen gegangen, bin verkatert und deshalb labil. In der S-Bahn hatte ich vorhin plötzlich eine unbestimmte starke Angst vor Terror. Schlimm: Fast musste ich aussteigen, und dann waren alle Leute so seltsam vom Aussehen her, dass ich dachte, dass alles ein Spiel sei und keiner echt. Und diese eine Frau mit ihrer Solariumhaut hat so ganz komisch geschaut. Jetzt bin ich an irren Hochhäusern mit tollen Fassaden und Markisen vorbeigekommen. Ich glaube, Laim hat es wirklich in sich.

SS: Dein Tag klingt irre. Ich habe zu viele Emotionen eingesaugt, weil alles so intensiv ist an neuen Orten. Aber gerade wird es normaler. Meine Haut wird dicht und dichter, und ich sehe die Luft nicht mehr tanzen.

SM: Brüü! Die Stadt ist voller hüpfender Fußballfans. Ich finde allerdings keinen Grund zum Hüpfen, alles dauert so lange und meine sozialen Verpflichtungen halten mich mal wieder vom Arbeiten ab. Außerdem kreischt die Sonne so schlimm, München ist heute mal wieder besonders aufdringlich!

SS: Brust, jetzt bin ich sehr traurig und in Unruhe. Die letzten Tage waren nicht toll, die Schule wird mir wohl kündigen, weil mein Unterricht zu experimentell sei, der Bayerische Preis hat nicht geklappt, und ich bekomme nur Mahnungen, weil ich die Mieten nicht zahlen kann. Zudem muss ich für den Master am Donnerstag mein Referat halten. Ich weiß nicht, gerade ist alles so relativ. Hab Angst vor dem Schlafen. Alles ist so aufgewirbelt und pocht. Was ist das nur? Das Leben ist so irre instabil. So irre zerbrechlich.

SM: Brüchen, mein erster Tag im goldenen Zeitalter war golden. Miko und ich waren spazieren in der Langwieder Heide, und es war sehr festlich. Dann haben wir auch viel geputzt. Gerade lesen wir Unendlicher Spaß von David Foster Wallace, kennst du das? Es ist ein großer Klassiker aus der Neuzeit und furios. Meine Rauhnachtträume waren übrigens recht wirr. Es ging entweder um Kunst oder um Sex. Ich hatte einen seltsamen Bondage-Traum. Naja, wir werden ja sehen, was da kommt, im neuen Jahr.

SS: Brü, ich bin im Holzkirchner Land. Ich hoffe, du schläfst noch tief. Heute war ein Feuermond. Hast du ihn gespürt? Mein Schüler malt ihn immer. Er meint, dass er nur das malen will, weil nur das wichtig sei und er nur davon glücklich werde. Die Landschaft ist so weiß und wunderschön hier. Mir geht das Leben gerade durch Mark und Bein. Jetzt noch die 8a... Brust, was anderes: der Lasse hat geheiratet!

SM: Brust, ist nicht wahr! Woher weißt du es?

SS: Doch es ist wahr. Von Marie. Instagram.

SM: Oje, das ist ja schrecklich. Aber sei’s drum, der ist es aus dem Norden, der kann eh nichts auf Dauer sein. Ach Brust, dass auch immer alle gleich heiraten müssen. Das macht sie auch nicht glücklicher!

SS: Aber sie sehen so toll aus auf dem Foto auf Instagram!

SM: Das ist doch alles Schein! Keine Kunst, auf Instagram gut auszusehen. Du warst bestimmt seine letzte und beste Affäre.

SS: Brust, wie findest du seine Braut? Hier ein Bild.

SM: Ganz gemein finde ich sie. Nicht hässlich, aber auch nicht schön. Bürgerlich sieht sie aus!

SS: Ich habe gerade mit dem Papa gesprochen. Da kam wieder ein dunkles Gefühl. Ich weiß nicht warum. Und mit einem Schüler war das Gespräch auch düster. Es ging um die Schweinepest in China und dass sein Vater Schweine teste. Zudem habe sich sein bester Freund von ihm getrennt, und er glaube nicht an Gott. Naja. Eigentlich ist es gut, dass ich mit Schülern telefonieren und gleichzeitig malen kann. Je nach Schüler schwappt dann das ganze Leben ins Bild. Du, kannst du das Airbnb wieder übernehmen mit Putzen und allem?

SM: Klar, ich nehme es gerne, aber keinesfalls mehr als 70, das nehme ich nicht an, kommt nicht infrage. Muss ich dem Gast auf Englisch schreiben?

SS: Gut, dann sagen wir 70 Öken! Keinesfalls weniger! Deine Wirtschaftslage ist auch nicht so gut, gell? Brust, eine Deutsche, zum Glück! Und Blumen gießen wäre pfundig, es soll heiß werden.

SM: Jaja, meine wirtschaftliche Lage ist katastrophal. Es soll ja auch alles wieder schließen. Ich habe große Sorgen wegen finanziell. Was muss nun noch alles gekauft werden? Desinfektionsmittel, Toilettenpapier, Sagrotan? Putzmittel? Küsse

SS: Brust, ganz dringend: Bitte vergiss nicht, den Gästen zu sagen, dass sie sich als Freude von mir ausgeben sollen.

SM: Brüchen, alles erledigt. Deine neuen Gäste sind ganz jung und zart. Schlüssel hab’ ich mit ihnen unter der Matte vereinbart. Danke für die Bräunungsmilch!

SS: Brust, gerade kam diese Buchung noch rein. Könntest du da auch? Da sind wir ja schon im Urlaub. Wie wir das mit der Wäsche machen, ist mir leider noch ein Rätsel. Ach Brust, ich habe ja einen Trockner, das fällt mir gerade ein. Dann ist das kein Problem. Ich muss nur genügend Waschmarken bestellen. Eine Stunde waschen und dann 40 Minuten trocknen, das sollte genau klappen zeitlich, wenn du 2 Stunden putzt, oder? Mit den Handtüchern geizen wir trotzdem. Brust, ich hoffe du kommst nach, und wir sehen uns im Süden bei Napoli. Ich möchte viel mit dir planschen, und du gibst mir Schwimmunterricht mit Barteln. Ich singe dir dafür die Ballade vom sonnigen Leben mit Flossen.

SM: Brust. Es ist sehr schlimm und fällt mir irre schwer, aber ich werde hierbleiben. Ich bleibe in München, ich habe nur noch 5 Euronen auf der Bank, leider. Nun liegt alles an deinen literarischen Qualitäten! Du musst mir schreiben, so dass ich denke, dort gewesen zu sein, mit dir, geheiligt und fromm, gebildet und gebräunt. Der Check-in war übrigens ganz seltsam, die Frau kam über eine Stunde zu spät, ist schon etwas älter und seltsam pittoresk. Eine Nordseele, aber dennoch südlich vom Ausdruck, wohl von München in den Norden gezogen und seltsam streng, und davor war der Mikey von unten drunter da und hat sich beschwert, dass deine Airbnb-Gäste immer so laut seien und er nicht schlafen könne und dass du das alles ja nicht dürftest, hat er gesagt. Ich habe so getan, als wüsste ich von nichts. Aber er hat mir, glaub ich, nicht geglaubt, denn er meinte, er wisse schon, dass immer, wenn wer oben putze, gleich neue Gäste kämen, und dass ich doch sicherlich den neuen Check-in mache. Naja, ich habe ihm gesagt, dass du bald ausziehen musst, und dann war er auch ganz traurig und meinte, dass ihr doch Freunde seid eigentlich, war dann plötzlich ganz redselig, so dass ich dann direkt mit den Putzen ins Schleudern kam. Brust, ich habe mir von dir dann ein paar Bücher geliehen, weil ich so traurig war, dass wir uns nicht sehen, und man muss sich ja trotzdem bilden, auch wenn das alleine natürlich schwerer fällt. Ich habe also Susan Sontag, so ein feministisches Werk vom Merve Verlag, den Lenz und den Calvino mitgenommen, bekommst du natürlich schnellstmöglich zurück!

SS: Meine geliebte Brust, ach, wärest du nur gekommen. Meine Seele pappt und auch alle Innenhäute sind heute ganz dreckig. Du fehlst. Ich habe einen Gehfehler entwickelt und alles knackst. Wir wollten heute auf den Vesuvio und waren dem Krater sehr nah. Es muss unglaublich sein, in diesen Abgrund zu blicken. Dann wurden wir wieder runter geschickt, weil wir keine Reservierung hatten. Sehr mies. Morgen versuchen wir es wieder. In Pompeji haben wir dann Vesuvtomaten zu Mittag gegessen. Sie schmeckten nicht. Ich habe mir dafür einen Badeanzug gekauft. Er ist glitzernd wie heiße Lava. Dort habe ich dann kokettiert mit dem Vesuv. Allein der Schlaf im Süden ist ein anderer, es gibt dort nicht so viele Schichten, nicht so viel Schutz, alles ist direkter, und so wird auch der Schlaf nicht zugedeckt. Die Straßen dringen durch die Haut hindurch in den Schlaf hinein. Die Wände sind nicht dicht, sie sind so durchlässig wie die Städte selbst, in denen die Grenze von Innen- und Außenraum fließend ist. Der Vesuv hat uns jetzt in den Bann genommen. Er hat unsere Herzen doch erobert. Ich war ja nicht mehr so gut auf ihn zu sprechen, weil er schon so eine Diva ist. Da ist es wichtig zu bemerken, dass der Kraterrand am besten von Neapel aus zu bewundern ist, und das ist logisch, weil in Neapel der San Gennaro begraben liegt und heilig wurde, weil er den Vesuv gebändigt habe im 3. JH nach Christus. Der San Gennaro
ist seither der Patron von Neapel und dieses Jahr hat er geblutet. Wichtig ist zu wissen, dass dieses Blut auch Menstruationsblut ist. Er ist nämlich ein femminiello, der Gennaro. Mein Herz ist voller Madonnen, und ich trage Neapel für dich unterm Schwitzkasten. Ich küsse dich und das kühle grüne Bayern und das Gröbenzell, wo die Bäche ihren Ursprung haben und die Gräser sprießen und die Brüste eh.

SM: Brust! Leider gehört Ungarn ja nicht mehr zu Österreich und Österreich nicht zu Deutschland, oder noch viel besser, Deutschland zu Österreich! Ansonsten hätte ich, wie ja auch von Södi, also Vati, vorgeschlagen, direkt Urlaub in der Heimat gemacht, dennoch, du glaubst es nicht, habe ich erst dieses Jahr bemerkt, dass in Körmend ein altes Sissi-Schloss steht! Nun, es ist recht verfallen und drinnen war ich auch nicht, aber ich habe mich dennoch gleich sehr viel glamouröser gefühlt. Gleich vorweg: das Schönste an Ungarn waren die österreichischen Berge auf dem Rückweg! Da haben wir zum Pilzesammeln Halt gemacht. Es war ein ganz und gar regnerischer Tag. Der Bergwald war so wild und steil und hat ganz feucht geatmet, und wir sind gleich geradewegs nach oben gelaufen, quer durch den Wald. In Ungarn wurde mir außerdem beigebracht wie man Kambocha macht. Das ist eine Gärlimonade. Man züchtet in aufgebrühtem Tee einen Schleimpilz. Dafür habe ich eine Mutter bekommen. Man sagt Mutter zu der Schleimkultur. Und dann lässt man das ganze im Dunkeln gären, und von der Mutter bildet sich dann eine Tochter, und die wird dann für die neue Limonade eine neue Mutter. Brust, dieses ungeheuerliche Getränk brütet gerade neben mir, während ich hier in Gröbenzell sitze und dir schreibe. Bis jetzt hat sich aber kaum eine Tochter gebildet, und die Mutter sieht sehr grau aus und wirft Blasen, und ich glaube, das ganze scheint nicht wirklich gut zu funktionieren. Wahrscheinlich ist es in meinem Zimmer am Ende nicht dunkel, aber vor allem nicht steril genug. Das könnte schon sein, wir haben diesen Sommer auch sehr viele Schaben in der Wohnung, aber Brust, keine Sorge, nicht die schnelle deutsche Küchenschabe, die Krankheiten überträgt, sondern nur die Bernsteinschabe, die ganz harmlos ist und die man, laut Tierschützer, dringend retten sollte, was ich denn auch jeden Abend geflissentlich tue.

SS: Brust, wir sind in Bayern jetzt auf dem Rückweg, und ich muss sagen, dass mich dieses Güldene der Felder und die Zwiebelkirchtürme versöhnen, auch die Freude, dir wieder nah zu sein. Es ist doch eine Wonne, zurück zu kommen, gedrängt von allem, und mit dem Vesuvio im Gepäck.

SM: Brüchen Borste du heilige Bürstenhaut!! Hier ein Bildchen von der Grotte des Friedens aus dem Perlacher Forst. Brust dein Gesang ist lieblicher als ein Engelsstimmband! Ich fand es gestern so ewig schön mit dir! Wie hast du unsere Räucherpizza noch vertragen? Meine Seele dampfte und hustete noch nach... Brust ich habe mich mit drei Shampoos gewaschen und einen Kaffee Peeling unterzogen. Es hat schon irgendwie gewirkt.

SS: Brust, erzähle wie ist dein Leben? Ach, ich will wieder in den Urlaub, aber ich bin am Röcky und inhaliere.

SM: Brust, mein Tag war irgendwie mies. Der Regen liegt mir heute gar nicht, obwohl ich doch hoch erfreut über die Gemütlichkeit des herannahenden Herbstes war, aber heute bin ich mehrmals stark nass geworden und musste ein Taxi nehmen, um noch pünktlich zu meinen Auto-Termin ins KVR zu kommen und nun bin ich in der Arbeit und mir sind heute schon zwei Gläser und ein Tablett runtergefallen und mit Miko hab ich auch noch gestritten, also davor. Aber sonst geht es mir gut und mein neues Auto ist bombig.

SS: Brust, der Vati grüßt dich. Es gibt Kirschpfannkuchen. Ach, wärest du dabei. Morgen gehe ich zum Frisör und lasse meine letzte große Stufe rausschneiden, dann ist die Haartragödie auch überwunden, endlich!

SM: Brüchen!! Wie famos! Ich wäre jetzt gern bei dir und dann würden unserer Brüste bimmeln bis zum Glockenläuten um halb 12! Ach Brust, arbeiten muss der Mensch... Leider.. Welche Freude, welch Glanz! Ganz Bayern ist weiß! Der Schnee, der Schnee, er kam für uns, der Schnee der Schnee, er huldigt dich, der Schnee, der Schnee er deckt uns zu, der Schnee, der Schnee, der Schnee ist da! Der Dezember ist da! Und das Kunstfonds-Geld ist auch da! Ich kann dir morgen die Schulden zurückgeben, wenn wir uns sehen, großartig, oder?

SS: Ach Brust, und als ich heute in Venedig aufgewacht bin, war plötzlich der Leo in mir. Er lag in meinem Schoß, wir haben uns die ganze Nacht geküsst. Zum Glück schreibt Walter Benjamin auch etwas über den Umgang mit dem Traum. Er rät, dass man morgens gleich frühstücken solle, um einen Traum nicht länger in den Tag hinein walten zu lassen. Danach, mit dem Essen im Magen, stehe man über dem Traum, könne sich über ihn erheben, ihn zähmen. Ich finde gut, dass Benjamin so ein Pragmatiker ist. Heute ist zona arancia! Morgen ist zona rossa! Rossa bedeutet Hausarrest. Und ich habe mich in ein chinesisches Restaurant geschlichen, weil die Italiener so streng sind. Ich inhaliere hier mit meinem Kopf im heißen Tee. Ich darf Chai trinken und hier heimlich sitzen. Ich rede sehr viel mit Menschen, mit allen die ich treffe. Damit ich nicht vereinsame. Ich habe ein Gewitter in den Augenbrauen, das liegt am chinesischen Winter mitten in Venedig.

SM: Brust, du bist stark kriminell, ich bin beeindruckt. Wie gut, dass es die Chinesen gibt. Ich war gestern in meiner chinesischen Heimsauna und habe mich danach auf dem Balkon mit Schnee eingerieben. Ach Brust, wenn du hier wärst, bräuchten wir keine Chinesen, aber es ist gut, dass es sie gibt.

SS: Seit ich hier bin, ist mir alles entfallen. Ich schwanke so wahnsinnig und irre durch die Gassen. Und diese Algen haben sich mir aufgedrängt aus dem Wasser, und schräg hinter mir so eine Möwe mit einem verräterischen Blick. Gerade habe ich mich kurz warm abgeduscht. Brust mit dem Duschgel von dir und ich hätte am liebsten reingebissen, weil es sehr gut riecht und auch weil ich gerne in dich gebissen hätte. Wie schön muss nur die bayerische Kälte sein, minus 10 Grad, wie ich las. Im Restaurant habe ich das Wetter von München, Moosach, Weßling und Gröbenzell studiert. Großes liegt bevor!

SM: Ganz klar, Gröbenzell ist herrlich um diese Jahreszeit, und es ist schlimm, dass du im Süden bist. Der See, der Olchinger See, war so herrlich zugefroren. Nicht allzu stark, aber schön sah es aus, und Steine klirrten darüber als sei alles aus Glas. Miko ist dann auch eingebrochen und stand plötzlich bis zum Oberschenkel im Wasser.

SS: Liebste Brustborste, nun bin ich schon im Zug gen München, eigentlich wollte ich mich ja gleich allen Pflichten widmen, aber nun ist doch meine Sehnsucht dir zu schreiben mal wieder sehr viel größer. Ich habe das Gefühl, dass wer in Venedig lebt, schwanger wird von der Stadt. Die Bäckerin hat mir erzählt, dass sie eine Wassergeborene ist und ich denke das eigentlich alle Wassergeborenen Schwestern sind. Ich glaube, dass das Wasser wie ein Mantel ist, der sich um die Füße der Häuser legt und sie stützt. Venedig brauche zum Stehen die Hilfe des Wassers. Das Wasser verbindet ja auch alles und macht selbst die Häuser zu Organismen. Und es gibt vielleicht gerade wegen dieses Wassers kein Draußen und Drinnen, die Stadt ist ein fließender Körper, immer in Bewegung und nicht greifbar deshalb. Brust, in 30 Minuten bin ich am Brenner. Bis dahin beende ich das Schreiben, denn am Brenner wird Großes geschehen! Nun muss ich dir doch kurz berichten. Also am Brenner wars dann eine Wucht. Es lag viel Schnee und Eiszapfen hingen von den Simsen. Wie weit weg mir Venedig nach dieser halben Stunde nun schon scheint. Jahre weit weg, und du und der Münchener Segen kommen immer näher, und mit dem Schnee rings um mich, da wird’s mir ganz gülden ums Herz, und ich denke an Holzkirchen und an die Schule und an dich. Da spüre ich wieder, dass ich doch einfach zurück möchte und Lehrerin sein möchte und dich in meiner nächsten Nähe haben möchte. Und es ist auch gut, dass es nach den venezianischen Kindern wieder bayerische Kinder sind. Es geht jetzt schnell, der nächste Halt ist Innsbruck.

SM: Was für ein Glück, dich wieder in heimischen Gefilden zu wissen, wenn auch nur für kurz. Das Wetter bestimmt mich in diesen Tagen mehr als mir lieb ist. Als noch Schnee lag, hat der Zustand der Welt irgendwie Sinn gemacht. Die dicke Schneedecke auf den Häusern hat einen zugedeckt und gesagt, dass alles ok ist. Sollte man sich doch mal nach draußen verirren, war man wieder Kind. Solche Schneeballschlachten hätte ich mit dir gerne gehabt! Einmal haben wir auch eine riesige Mordskugel gerollt, auf dem Feld hin nach Puchheim, so groß, dass wir sie zu dritt kaum mehr rollen konnten. Da haben wir sie einfach auf eine schneebedeckte Straße gerollt und mitten darauf liegen lassen. Eine Frau hat uns beobachtet und geschimpft, aber wir sind einfach weiter geschlendert, als ob nichts wäre. Die Gröbenzeller, meine Nachbarn, verdienen das auch irgendwie. Kaum hat es geschneit, schon rollen sie mit ihren Schneeschaufeln heran und schaufeln alles zur Seite.
Brust, was du von Venedig schreibst, ist so wahr! Du weißt ja hoffentlich, dass ich selbst so eine Wassergeborene bin? Mainka bedeutet ja, „die, die aus den Sümpfen kam.“ Ja, das ist meine Vergangenheit! Es ist wirklich sehr schade, dass du mich am Brenner nicht erreicht hast, wo war ich nur schon wieder? Es klingt famos, auch mit den Erinnerungen an Holzkirchen und den goldigen, bayerischen Engelskindern! Brust, die Zukunft, ob sie uns wohl Kinder in Form von Schülern oder in Form von eigenen Kindern bescheren wird? Ich halte mich jedoch gedanklich sehr streng an unseren Jahresplan 2022 und muss deswegen jetzt auch noch schnell zum Frauenarzt schlüpfen und für das nächste halbe Jahr die Pille bestellen. Nicht, dass uns da was dazwischenkommt!

SS: Liebste Brust, hier brechen die letzten Tage an. Die venezianischen Himmelfahrten sind an jeder Ecke aufspührbar und durchwirbeln mich fast stündlich. Ich habe auch schon Venedigverfärbungen auf meiner Haut. Das ist anders als in München, denn Venedig färbt ab. So hat der Lagunenvogel deshalb rote Flügelspitzen, weil die venezianischen Algen rot abfärben. Auch der Venedighimmel ist meist rosa eingefärbt.

SM: Brust, es klingt so irre intensiv! Hier in Gröbi widerfährt mir das reinste Gegenteil. Es ist so ruhig und ich bin eine vollkommene Hausfrau. Weniger wegen des Haushalts, als wegen der Kunst: Ich pappmachiere, und das fühlt sich an wie bügeln. Stundenlang wird die Masse geknetet und gestreichelt und gedrückt, und ich höre Radio dabei und bin so glücklich in meiner neuen Häuslichkeit. Die Wohnung allerdings sieht mies aus. Überall kleben Papierfetzen im Teppich, und die Küche ist weiß vom Mixen.

SS: Brust, um mich ist es geschehen in diesen Tagen. Eine Woge durchzieht mich, und das Leben ist so schön und bitzelnd, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich es schaffen soll, nicht zu überfluten. Zum Glück flutet Venedig eh auch immer, da fällt das wenig auf. An meinem Rücken die Frarikirche. Vor mir ein Coronatest. Ich muss mich nämlich testen lassen. Aber die Nadel sticht nicht und so komme ich nicht ans Blut. Meinst du, ich könnte auch das Blut meiner Tage verwenden? Ich blute nämlich. Die Kirchen sind noch offen und es düst dort eine Assunta nach der anderen in den Himmel. Brust, bald düse ich in dein Borstengefieder und baue mir ein Nest zum Brüten. Ostern naht.

SM: Brust stell dir vor: ich muss ich mein geliebtes Gröbenzell verlassen! Ausziehen müssen Miko und ich, noch in diesem Sommer! Und das in diesen Zeiten und ohne Geld und ohne Job, da haben wir nicht die besten Chancen auf dem freien Markt! Jetzt, wo der Frühling erwacht, krempelt sich alles um. Gröbenzell zeigt sich gerade wieder so lieb mit seinem Bach und den hübschen Vorgärten und Zäunen und Hecken! Es inspiriert mich, und ich baue es in meinem Atelier nach wie im Wahn! Außerdem habe ich einen ersten Kunstschüler. Er ist im dreißigsten Jahr, arbeitet mit der Technik und nimmt online Kreativ-Unterricht bei mir. Er ist Chinese und heißt Yang. Es macht mir große Freude und verschafft mir immerhin ein kleines Einkommen. Du siehst, ich stimme mich bereits auf deine Zeit in Taiwan ein!

SS: Brüchen, ich hatte dir versprochen, im Zug zu schreiben, aber es ist alles so anders als erwartet, meine Finger sind so weich und samtig, das Tippen gelingt mir kaum, ich habe Venedigwasser in den Beinen. Plötzlich ist so viel Erde unter mir und um mich, so hart und fest ist alles jetzt. Ich war ja fast zwei Monate nicht mehr auf dem Festland, nur immer im Wasserland, und in mir flutet es, und aus mir flutet es, und es bitzelt und es kitzelt, als hätte ich Barteln bekommen, so sehr ist das Wasser zu meiner Umgebung geworden. Wie lange wird es dauern bis ich wieder eine Isarbewohnerin bin?

SM: Brüchen!! Wie tut dir der Röckelplatz und die Isar und das Wetter? Brust, es ist verdächtig still um dich herum! Gröbenzell tut mir jedenfalls wieder prächtig und mein Leben ist aufregend und schön. Brust, die Nächte werden getränkt und die Tage in Papier gewickelt. Brust und die Heide erwacht zum neuen Leben und es gibt so viele Fasane dieses Jahr. Die Blüten der Magnolien machen mich wollüstig und Miko sagt eine Autofahrt mit mir sei wie ein Kaffeeklatsch mit einer Oma, weil ich immer so ausraste bei jeden Baum mit Blüten. Brust, den Unterricht konnte ich nächste Woche auf Mittwoch legen, sodass der Donnerstag ganz unser ist! Ich freue mich sehr auf uns, noch zwei Donnerstage voll Borsten und Glück, bevor das ferne China dich mir wieder entreißt.

SS: Brust, es ist kaum zu glauben, ich bin vor 6 Stunden, als es bei euch noch mitten in der Nacht war, in dieser neuen Welt erwacht. Im Hotel, in einer großen Plastikverpackung, in einem sehr kleinen Zimmer mit Fernsehfenster, was sich natürlich nicht öffnen lässt, wegen der Viren, und so bleibt einem die Welt dort draußen recht fremd. Fremd blieb sie auch im Quarantänetaxi, durch Hochhausschluchten brausend, und der Fahrer hat immer chinesisch in sein Handy gesprochen, und eine englische Stimme sprach dann zu mir. Aber ich konnte nicht antworten, weil er ja kein Englisch verstand, und dann musste ich irgendwann doch weinen, und er dachte, es sei wegen ihm und hat sich ständig verbeugt, und das tat mir sehr leid, und ich habe dann in die Hände geklatscht, um ihm zu sagen, dass er das sehr gut mache mit dem Taxifahren, aber es war schon eine große Strapaze. Heute früh wurde ich gleich von der Regierung angerufen. Ich solle meine Körpertemperatur durchgeben, zusammen mit einer Zimmerbeschreibung zur Raumüberprüfung. Das wird jetzt zweimal täglich passieren. Menschen werde ich keine sehen, und wenn mir das Essen geliefert wird, vor die Türe auf einem Wagen, dann klopfen sie, und ich düse zur Türe in der Hoffnung, doch kurz jemanden zu sehen, aber niemand weit und breit. Wie man nur so schnell fliehen kann? Brust, guten Morgen, Ich esse grüne Früchte die nach Weihrauch schmecken. Ein wenig fühle ich mich wie in einem Terrarium. Es ist schwül und ich werde mit Obststücken gefüttert. Zwei Anrufe des Ministeriums hatte ich bereits. Ich verhalte mich unauffällig, bis auf meinen Vaginalpilz, der scheint in diesem Klima zu gedeihen. Es pappt die Haut, es juckt der Pilz. Und die Felder draußen sind nass durch und durch. Ich gebe mich viel dem Fenster hin. Und nachts, Brust, ist es eine Wucht, weil im Fenster mein großes Bett zu einer Bühne wird und die Lichter der Stadt drinnen liegen in mir. Brust, ist das nicht ein Luxus? Im Fenster versammelt sich alles, was ich brauche und es ist ein rechter Film, den man sich da anschauen kann. Brust, ich glaube das Fenster wird mein neuer Geliebter! Wenn es zum zweiten Mal klopft und das Mittagessen steht vor der Tür, dann erwacht, wenn du noch schläfst, Europa.

SM: Brüchen, Brüchen, dein neuer Gatte, dein Fenster, dein chinesischer Liebhaber, Brust, wie gut, dass es ihn gibt, er hält dich auf Trab, wende alle deine Energie auf ihn, Brust, denn nur Liebe heilt deine Wunden! So ein Fenstergatte ist doch wunderbar, selbstgenügsam mit seiner glatten Haut, einer inneren Tiefe und für dich ganz und gar durchsichtig, ohne Geheimnisse und doch jeden Tag neu! Brust vielleicht solltest du den heiraten? Brust, stell dir vor, Miko und ich wir haben nun eine neue Wohnung, in die wir einziehen. Es ist eine Wohnung am Ostbahnhof und man schaut über die Dächer des französischen Viertels und fühlt sich ganz an wie in Paris und es ist sehr glamourös und das Gefühl, wieder ein Stadtmensch zu sein, erfüllt mich gerade. Ich glaube ich werde ein neuer Mensch, aber Brust zwischen uns wird sich nichts ändern, denn zwei Brüste, die in den Himmel ragen, bleiben bestehen wie zwei Kirchtürme, alle Jahrhunderte und alle Gezeiten und alle Epochen der Menschen überdauernd!