Sophia Mainka

Uncanny Village with Lea Mohr and Kodac Ko
Interview, 2022

Uncanny Village – Lost weekend meets Young Art

Keine Denkstruktur ist simpler als die des radikalen Denkens, das binär kategorisiert. Will man wirklich verstehen, bedarf es immer einer Reflexion. Vor allem der Standpunkte, die einem widersprüchlich zu den eigenen erscheinen. Nichts anderes als diese Denkbewegung scheinen die Künstlerinnen Kodac Ko und Sophia Mainka in ihren Arbeiten künstlerisch umzusetzen. Kodac Ko, 36, arbeitet vornehmlich in den Bereichen der Medien-, Installations- und Konzeptkunst. 2010 kam sie nach Deutschland, begann ein Jahr später das Kunststudium an der Hochschule für bildende Künste in Dresden und machte 2013 ihr Diplom. Die Auswanderung nach Deutschland war für Kodac der Schritt in einen Raum, der sie qua Sprache schon ausschloss. Die (Sprach-)Erfahrungen, die damit einhergingen, verarbeitet sie seither in ihrer Kunst. Die gebürtige Münchnerin Sophia Mainka, 32, studierte von 2012 bis 2020 Bildhauerei an der Akademie der Künste in München. Neben der Bildhauerei arbeitet auch sie mit Videoinstallationen und zeichnet. In ihren Arbeiten lässt sich ein Interesse an Räumen und den mit ihnen verbundenen Konnotationen feststellen sowie eine kritische Reflexion der Begriffe: Identität, Heimat und Sicherheit. Aufgrund der Bemühung beider Künstlerinnen zu hinterfragen, was vielen als nicht hinterfragbar gilt, werden ihre Werke von Momenten des Paradoxen bestimmt. Sie haben uns zu einem gemeinsamen Gespräch gebeten.

Lost Weekend Meets Young Art: Wieso wolltet ihr das Interview zusammen machen?

Sophia Mainka: Ich wollte es aus zwei Gründen zusammen machen. Zum einen, weil ich finde, dass sich unsere Arbeiten in einigen Punkten überschneiden, die ich total spannend finde. Wir haben inhaltlich teilweise sehr ähnliche Themen, obwohl wir natürlich formal ganz anders arbeiten. Eine wichtige Parallele sehe ich beispielsweise beim Thema der Identität. Außerdem würde ich sagen, dass wir beide zum Teil autobiographisch arbeiten. Der andere Punkt ist aber auch, dass wir uns total gut verstanden haben und die gemeinsame Arbeit super schön war. Daraus ist für mich etwas total intensives entstanden. Es ist einfach ein wichtiger Aspekt von Kunst, wie man arbeitet und mit wem und was daraus entstehen kann. Das wollten wir einfach weitertragen ins Interview.

Kodac Ko: Ich finde auch, wir haben sehr intensiv zusammengearbeitet. Da gab es keine klare Trennung mehr zwischen unseren Arbeiten, sodass man hätte sagen können: Meine Arbeiten stehen für sich, und Sophias Arbeiten stehen für sich. Das hat sich alles miteinander verbunden und auch jede Entscheidung wurde gemeinsam besprochen. Deshalb wollte auch ich, dass wir alle gemeinsam das Interview führen. Sophia hat eine ganz soziale Stimmung in die Ausstellung gebracht. Am Anfang hat jeder noch für sich das Material ausgewählt aber am Ende gab es ganz viel inhaltlichen Austausch.

LWMA: Kodac, eines deiner Hauptthemen ist das der Sprache, die Fähig- bzw. Unfähigkeit zu kommunizieren. In deiner Videoinstallation <Yes and No> greifst du dieses Thema erneut auf. Mit Morsezeichen, die durch deine blinzelnden Augen signalisiert werden, kommunizierst du abwechselnd die Worte „ja“ und „nein“. Warum ist dir dieses Thema so ein Anliegen?

Kodac: Sprache kann eine soziale Öffnung sein, indem sie einen mit anderen Menschen oder Kulturen verbindet. Gleichzeitig ist sie aber eine harte Trennwand, weil sie ausgrenzen kann. Ich finde diese Dualität von Sprache sehr interessant. Ich habe schon ganz häufig über den Moment einer unkommunikativen Stelle gearbeitet; über den Moment, in dem man mit anderen nicht kommunizieren kann. Erst wenn man den Morsecode kennt, kann man verstehen, was ich kommuniziere. Diese Situation wollte ich als Metapher dafür benutzen, dass es diese Situationen im Alltag ständig gibt.

LWMA: Dir geht es also sehr darum zu zeigen, dass Sprache ein sehr verbindendes aber zugleich auch ein ausgrenzendes Instrument sein kann. Liegt das vor allem daran, dass du als koreanische Künstlerin, die in Deutschland arbeitet, eigene Erfahrungen mit dieser Ambivalenz von Sprache gemacht hast?

Kodac: Genau, das entspringt absolut meinen Erfahrungen. Am Anfang war das noch sehr komplex für mich, weil ich diese Probleme nicht zeigen wollte. Aber das habe ich durch meine Arbeiten umsetzen und weiterentwickeln können.

LWMA: In dem Video liegst du auf einer Wiese und dein Gesicht scheint in der Mitte geteilt zu sein. Wie und warum hast du das gemacht?

Kodac: Ich habe das Video zweimal gedreht und dann bei beiden Aufnahmen die Hälfte des Gesichts weggeschnitten und dann mit dem jeweils anderen zusammengefügt. Deshalb ist das Gesicht in der Mitte geteilt und sieht unnatürlich zusammengefügt aus. So können sich die Augen unabhängig voneinander bewegen, weil es eigentlich zwei unterschiedliche Videosequenzen sind.

LWMA: Zu dieser Arbeit schreibst Du: „Jedes Auge wirkt unabhängig vom anderen. Zwei Augen, die einem Ort zugewandt sind, bewegen ihre Pupillen in verschiedene Richtungen. Die Blicke kreuzen sich, zerstreuen sich und vereinen sich dann wieder zu einem einzigen Blick.“ Soll das eine Metapher sein für die Komplexität von Kommunikation?
Kodac: Ja, das wollte ich zeigen. Mir ging es aber auch darum zwischen einer positiven und einer negativen Situation hin- und herzugehen. Die Arbeit ist sehr von George Orwells Roman „Doublethink“ inspiriert. Und die Idee des Romans ist, dass es immer zwei widersprüchliche Meinungen gibt, die akzeptiert werden müssen. Die Gedanken gehen zwischen „ja“ und „nein“ immer hin und her. Geht das? Geht das nicht? Kann ich? Kann ich nicht? Dieses hin- und hergehen wollte ich im Video nachvollziehen.

LWMA: Wie du gerade schon erwähnt hast, ist eine große Inspirationsquelle Orwells Roman „Doublethink“ und dessen Idee, Widersprüche gleichzeitig zu denken und zu akzeptieren. Also richtig/falsch, Krieg/Frieden, ja/nein. Was inspiriert dich daran?

Kodac: Durch die Corona-Pandemie wuchs bei mir das Interesse an Überwachungsgesellschaften und Dystopien. Darüber bin ich auf den Roman aufmerksam geworden. Und durch meine Diaspora-Erfahrung befinde ich mich im Kopf immer zwischen Korea und Deutschland, gehe zwischen ihnen gedanklich hin und her und bewerte sie positiv oder negativ. Deshalb konnte ich das miteinander sehr gut verbinden und künstlerisch umsetzen. Aber auch die Tatsache, dass wir seit zwei Jahren alle ständig sagen: „Ich bin positiv, ich bin negativ“, hat mich zu dieser Arbeit inspiriert. Wahrscheinlich wird es keine andere Zeit Ära mehr geben, in der wir so streng oder abgegrenzt sprechen werden.

LWMA: Die Thematisierung von Paradoxien setzt du auch mit deiner Arbeit „Double Tongues“ fort. Schon der Titel weist daraufhin, da man den Ausdruck besonders für janusköpfige Menschen verwendet. Und zugleich greifst du mit den aus Epoxidharz bestehenden Zungen, die mitunter verschlungen und verdreht sind, wieder das Thema der Kommunikation auf. Kannst du uns diese Verbindung erläutern?

Kodac: Mit dem Titel will ich auch auf meine Spracherfahrung anspielen; sprachlich zwischen dem Koreanischen und Deutschen zu stehen. Und bei den Zungen hat mich vor allem die Flexibilität des Organs interessiert. Da musste ich bei der Herstellung immer an eine Schlange mit zwei Köpfen denken, bei der jeder Kopf in eine andere Richtung will. Und bei den Formen haben ich mich an Begriffen wie „tongue-tied“ oder „Zungenbrecher“ orientiert. Ich wollte vor allem darauf anspielen, dass es mir manchmal so vorkommt, als hätte das Organ einen eigenen Willen.

LWMA: Es ging nun viel um Widersprüche, Paradoxien, Doppeldeutigkeiten, weshalb wir auch auf den Titel Eurer Ausstellung, „Uncanny Village“, zu sprechen kommen sollten. Wie seid Ihr auf diesen Titel gekommen?
Sophia: Von Kodac kam der Begriff „uncanny“, also unheimlich. Da war irgendwie sofort klar, dass er mit seinen Konnotationen des nicht ganz greifbaren und paradoxen zu unseren Arbeiten passt. Über ein paar Umwege sind wir dann erst auf „Uncanny Valley“ gekommen, mit dem man allerdings viel um Futurism, Roboter und Transhumanismus verbindet und das war uns zu festgelegt. Und von dort aus sind wir dann auf „Uncanny Village“ gekommen.

Kodac: Das Wort „village“ kann man nicht nur für das Dorf, sondern auch für ein Modell von Gesellschaft verwenden. Das hat einfach sehr gut zu unseren Arbeiten gepasst. Und auch die Irritation, dass wir eigentlich ziemlich düstere und unheimliche Themen bearbeiten, sie aber mit leichten und bunten Materialien verbinden, passt zu dem Titel, finde ich.

LWMA: Und zugleich spielt auch dieser Titel wieder auf eine Doppeldeutigkeit an. Im Unheimlichen, darauf wies schon Sigmund Freud hin, steckt auch „das ehemals Heimische, Altvertraute“, was besonders mit deinen Arbeiten, Sophia, korrespondiert. In Deiner Videoinstallation, „Heim & Herd“, setzt Du dich mithilfe mehrerer Stop-Motion-Videos mit Ängsten auseinander, die Zuhause / im Inneren entstehen. War es dir wichtig, auf die Paradoxie dieser Räume hinzuweisen?

Sophia: Ja, sehr. Die Arbeit bezieht sich ganz klar auf Zwangsstörungen und Neurosen, die man in Bezug auf das eigene Zuhause oder auch den eigenen Körper entwickelt. Mir ging es um den Widerspruch im Heim, das man mit Geborgenheit verbindet, aber eben genauso die Brutstätte für Ängste und Störungen sein kann. Also beispielsweise die Angst, dass man den Herd anlässt und die Wohnung abbrennt. Bei den Arbeiten, die sich um das Zuhause drehen, reflektiere ich aber auch immer, dass ich natürlich in einer Welt lebe, in der viele Menschen überhaupt kein Zuhause haben. Dieses politische oder gesellschaftliche Moment ist mir sehr wichtig. Das entstand auch während der Corona-Zeit, in der es den Slogan „Stay home, stay safe“ gab. Das hat in der Pandemie natürlich Sinn gemacht, aber ich fand es zugleich auch super schwierig, weil es unglaublich viele Menschen gibt, die auf der Flucht sind. Der Ukraine-Krieg hat die Absurdität dieses Slogans natürlich nun auch nochmal sehr verstärkt. Diese Berufung auf das Zuhause als Schutz, finde ich politisch einfach schwierig.

LWMYA: Woher kommt dein Interesse an der Angst?

Sophia: Ich würde diese Arbeit schon als autobiographisch bezeichnen, da auch mich bestimmte Neurosen im Alltag begleiten. Zum Beispiel muss ich auch zehnmal überprüfen, ob der Herd wirklich aus ist. Oder es passiert auch mal, dass ich eine Brücke nicht überqueren kann, ohne mir vorzustellen, wie es wäre, runterzuspringen. Ich erlebe da sehr schwierige Momente, bei denen ich hoffe, dass sie sich vielleicht in der Arbeit auflösen. Deshalb haben diese Videos auch etwas von einer Selbsttherapie. Darüber zu arbeiten, wie sich beispielsweise ein Geflüchter fühlt, wäre für mich keine Option. Es gibt für mich nur die Möglichkeit, über das zu berichten, was ich selbst erlebe oder erlebt habe. Dabei hoffe ich aber natürlich, dass sich das zu einem politischen Diskurs hin öffnen lässt.

LWMA: Zeigst du damit in der Arbeit nicht auch, dass Dingen eine Handlungsmacht („agency“) inne ist? Also eigentlich das, was Bruno Latour in seiner Akteur-Netzwerk-Theorie beschrieben hat?

Sophia: Bruno Latour war für tatsächlich eine ganz große Inspirationsquelle für mich. Deshalb gibt es in den Videos auch sehr oft einen Vorspann. In der Szene, in der die Küche Feuer fängt, sieht man zu Beginn ganz lange nur ein Geschirr-Tuch, das aussieht, als würde es tanzen. Damit wollte ich fragen: Was machen die Dinge, wenn wir nicht da sind? Mir ging es da auch um die Vorstellung, dass wir alle miteinander in Beziehung stehen und ich beeinflusst bin von den Dingen um mich herum und umgekehrt. Natürlich hat man Angst, dass man selbst vergessen hat, den Herd auszuschalten, aber man hat irgendwie auch Angst, dass sich die Dinge verselbstständigen. Diese Phantasie wollte ich auf die Spitze treiben.

LWMA: Soll die Fokussierung auf die Ängste, die in den eigenen vier Wänden entstehen, eine Metapher dafür sein, dass Ängste zunächst immer bei uns im Inneren, also Zuhause entstehen und dann auf das Außen übertragen werden?

Sophia: Genau. Natürlich bedeutet Heimat auch Geborgenheit und Schutz. Aber es ist gefährlich, alles, was nicht Heimat ist, als schlecht einzustufen. Die Ängste vor dem Unbekannten spinnt man sich meistens im Kopf zurecht. Ich glaube, wenn man das Unbekannte auch als Bereicherung betrachten würde, wäre es überhaupt nicht mehr so furchteinflößend.

LWMA: Damit sprichst du den zweiten Teil der Arbeit „Heim & Herd“ an. Die Videos sind von Keramikfliesen eingerahmt, die altdeutsche Runen zeigen, die für Schutz oder Zuhause stehen und von rechten Bewegungen instrumentalisiert werden. Kannst du uns diese Verbindung erläutern?

Sophia: Das sind altgermanische Runen, die sowohl in der esoterischen als auch in der rechten Szene Verwendung finden. Sowohl der Titel, „Heim & Herd“, als auch die Titel der einzelnen Videos knüpfen daran an. Generell sind die Titel der Videos doppeldeutig. Sie haben zum einen diesen Märchencharakter, also zum Beispiel: „Die Zahnfee“. Zugleich ist „Die Zahnfee“ aber auch der Name einer rechten Marke, die Schlagringe herstellt. Alle Titel haben diesen paradoxen Bezug. Bei der Fliese, die für das Zuhause steht, findet innerhalb der rechten Bewegungen eine minimale Bedeutungsverschiebung statt. Sie steht dort nicht mehr für das Zuhause, sondern für die Heimat oder Ländergrenzen. Die Erstarkung rechter Bewegungen ist eines der wichtigsten Themen, die gesellschaftlich gerade passieren. Das hat sich durch Corona noch zugespitzt. Und mir war es als Künstlerin total wichtig, mich dahingehend zu positionieren. Ängste entstehen im Inneren, wir projizieren sie nur nach außen.

Kodac: Bei mir ist es genau anders herum. Ich habe nicht Angst vor dem Außen, sondern ich habe Angst, mich von Außen einzumischen. Deshalb finde ich die Arbeit sehr wichtig. Ich empfinde die gleiche Angst, nur von der anderen Seite. Ich versuche natürlich trotzdem, ins Innere zu kommen, aber ich glaube, dass ich immer etwas außerhalb bleiben werde. Meine Herkunft führt dazu, dass ich weder zum einen noch zum anderen Land richtig gehöre. Ich bin eine Koreanerin, die in Deutschland lebt. Ich bleibe irgendwie immer dazwischen. Diese Mauern zu durchbrechen, ist schwierig.

LWMA: Sophia, auch Deine Arbeit „I feel safe“ knüpft stark an aktuelle Diskurse an. Man sieht Zeichnungen, die an Masken erinnern, Türen und Schlosssysteme. Räume, die uns in den letzten zwei Jahren vermeintliche Sicherheit suggeriert haben. Du sagst, dass du dieses Denken mit deinen Arbeiten einreißt. Inwiefern?

Sophia: Die Formulierung „vermeintliche Sicherheit“ ist ein ganz gutes Stichwort. Das sind Gegenstände aus dem Alltag, die uns ein Gefühl von Sicherheit geben. Also ganz konkret: Die Maske schützt uns vor Viren. Für konkrete Probleme gibt es ganz konkrete Lösungen. Aber diese Absicherung bleibt natürlich vermeintlich, weil man sich nie ganz absichern kann. Gefühle wie Geborgen- oder Sicherheit sind mit viel komplexeren Dingen zu erreichen. Natürlich fühle ich mich nicht geborgen, weil ich eine Maske trage, sondern weil ich beispielsweise ein familiäres oder freundschaftliches Netz habe, auf das ich zurückfallen kann, wenn mir wirklich etwas passiert. Objekte ermöglichen nur eine vermeintliche Sicherheit, die wahre Sicherheit finden wir aber natürlich woanders.

LWMA: Damit hat der Titel natürlich eine stark zynische Komponente.

Sophia: Genau, er ist zynisch gemeint und passt damit für mich auch total gut mit Kodacs Arbeit im Hintergrund zusammen. Lachende, bunte Smileys, die an Grimassen erinnern. Als würde man sich mit den Fingern die Mundwinkel nach oben ziehen, um zu lächeln. Wir machen alle gute Miene zum bösen Spiel. Der Klimawandel wird unseren Lebensraum zerstören und trotzdem machen wir alle weiter, als wäre nichts und kaufen uns Gegenstände, die uns absichern sollen.

LWMA: „I spend too much time to smile today“ heißt Kodacs Arbeit, die deinen sechs Zeichnungen hinterlegt ist. Wieder eine paradoxe Aussage. Wieso habt ihr das miteinander verbunden?

Kodac: Es ist eigentlich total paradox, dass die Gesellschaft sagt: Bleib positiv, smile, feel free. Ich finde, dass es eine Konsumsprache ist. Und darum dreht sich ja auch ein Teil von Sophias Arbeit. Smileys als gesellschaftliches Zeichen zu zeigen, hat auch etwas brutales, finde ich. Ich habe dafür Stempel verwendet, die jetzt schwarz sind, weil ich sie so oft benutzen musste, um den Hintergrund zu füllen. Diese Abnutzung zeigt, dass man viel Energie aufwenden muss, um den ganzen Tag zu lächeln. Man entwickelt eine Müdigkeit.

LWMA: Ihr habt ein Schaufenster zusammen entworfen. In der Mitte steht in weißer Schrift: „end the war“. Wieso war euch dieses Statement wichtig?

Kodac: In diesen Zeiten können wir keine unpolitischen Menschen werden. Man hört jeden Tag die Nachrichten über die Ukraine, deshalb haben wir uns in der Vorbereitung dazu auch immer wieder ausgetauscht. Wir haben uns dann gefragt: Wie wäre es, wenn wir dazu eine kleine Geste oder ein Statement liefern? Ich wollte gerne zeigen, dass auch wir darüber nachdenken.

Sophia: Gerade in der Anfangszeigt des Krieges gab es ein Gefühl von Sinnlosigkeit. Und es war schwierig zu sagen, man macht jetzt einfach weiter. Das hat sich auf eine Art nicht richtig angefühlt. Gleichzeitig haben wir dieses Gefühl aber auch hinterfragt, weil die ganze Zeit auf der Welt Krieg ist. Nur, weil es uns jetzt näher auf die Pelle rückt, ist man auf einmal betroffen. Eigentlich müsste man immer betroffen sein. Deshalb war es uns auch wichtig, die Formulierung nicht nur auf diesen einen Krieg zu reduzieren. Es sollte ein klares Statement sein, das Solidarität zeigt. Und gleichzeitig glaubt man natürlich daran, dass Kunst wichtig für die Menschheit ist. Auch wenn es Krieg und Leid gibt, arbeiten wir alle als KünstlerInnen, weil wir denken, dass die Welt die Kunst braucht.